Haben Sie auch Absagen bekommen?
Viele. Von Angehörigen, aber auch von den Betroffenen selbst. Weil sie nicht wußten, ob sie noch sie selbst sein würden, wenn es soweit wäre.
Was bewegt die Menschen in ihren letzten Stunden?
Das ganze Leben passiert noch einmal Revue. Man arbeitet Fehler auf und fragt sich, ob man ein guter Mensch war, ein guter Freund, ein guter Vater. Und bittet vielleicht um Vergebung, um loslassen zu können. Mancher tut sich sehr schwer.
Sie fügen den letzten Worten keine Erklärungen hinzu. Warum nicht?
Wenn der Tod anklopft, dann ist es nicht so wichtig, ob wegen Aids oder wegen eines Hirntumors. Uns haben vor allem diese großen Augen bewegt, die immerzu fragten: Wo geht es nun hin? Wo steht man selbst? Wo ist noch etwas offen, etwas zu bereinigen, bevor man gehen kann? Die fragenden Augen sollen den Zuschauer bewegen, sich genau diesen Fragen zu stellen.
Wie nahe sind Sie den Sterbenden gekommen?
Sehr nahe. Den einen Mann haben wir jeden Donnerstag zum Frühstück besucht, ohne Kamera. Wir haben uns gegenseitig unser Leben erzählt und uns ganz tief gemocht. Er sagte: "So ein Geschenk, daß ich so sterben darf." Mit anderen haben wir Musik gehört. Natürlich gab es auch viele Tränen. Bei Jungen und Alten. Und wenn es ganz schlimm wurde, haben wir mit der einen Frau
ein Achtel Sekt getrunken. Bei manchem konnte man sich kaum vorstellen, daß er bald sterben soll, und dann ging es doch ganz schnell.
Hat der Film Ihre Vorstellungen vom Sterben verändert?
Wir waren erschüttert. Daß man selbst irgendwann gehen muß, ist klar. Aber ich habe es mir nicht so schwierig vorgestellt. Und immer die Frage: Wo kommen wir hin? Worauf können wir hoffen? Natürlich können auch wir nicht sagen, wie es letztendlich sein wird. Aber wenn wir das Gefühl hatten, es war erwünscht, dann haben wir unsere Hoffnung weitergegeben, die uns unser christlicher
Glaube gibt.
Was empfinden Sie, wenn Sie jetzt den Film noch einmal sehen?
Mich bewegt der Film jedesmal ganz tief. Wir haben zwölf Menschen lange Zeit begleitet, haben sie gemocht, mit ihnen Spaß gehabt und mit ihnen geweint. Und nun plötzlich ist da keiner mehr. Das ist sehr schwer.
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